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Aco Šopov (Štip, 1923 – Skopje, 1982)
Мazedonische Dichter Aco Šopov (ausgesprochen Atso Schopov), der am 20. Dezember 1923 in Štip, geboren wurde, gilt als einer der berühmtesten Dichter Süd-Ost Europas des 20. Jahrhunderts. Er wuchs in seiner Geburtstadt auf mit seiner Familie, seinen Brüdern Dimitar (1920-1972) und Borislav (1927-1996), seinem Vater Gjorgji Zafirov-Šopov (1893-1944) und seiner Mutter Kostadinka Ruseva (1897-1942), von der er das Talent und die Liebe für die Dichtung erbte.
« Hundertköpfiges Monster » nannte er am Ende seines Lebens diese Kindheit, geprägt von der ab 1934 lähmenden Krankheit seiner Mutter. Kaum 11jährig musste er sich so alleine, nicht nur um sie, sondern auch um seinen kleinen Bruder kümmern – der ältere war zum Priesteramt nach Prizren geschickt worden und sein Vater war selten zu Hause. Daher prägen die Dämone der unheilbaren Krankeit und des Todes, Angst, Traurigkeit und Einsamkeit Aco Šopovs gesamte Dichtung – seit seinen frühesten Anfängen in der Dichtkunst, als vierzehnjähriger noch auf dem Papier für die Schule geschrieben, bis zu seinen letzten Gedichten.
Als gerade 20 Jähriger verlor er seine Geliebte Vera Jocić, auf einem der Schlachtfelder des zweiten Weltkriegs, an dessen Ende sie zur Nationalheldin ausgerufen wurde. Aco Šopov hat ihr das Gedicht « Deine Augen » gewidmet, das noch heute, auf den Strassen oder in Kaffees, ganz spontan von mazedonischen Schülern zitiert wird.
Seit seinen ersten, als Widerstandskämpfer geschriebenen Gedichten, brach Aco Šopov mit den damals üblichen Gepflogenheiten der Dichtung und schrieb mitten im Krieg Liebesgedichte. Später griff er dann die bindenden Auflagen des realistischen Sozialismus offen an. Dies brachte ihm die Verurteilung der offiziellen literarischen Kritik in den 1950er Jahren ein, aber auch, eine Dekade später, eine einstimmige Anerkennung. Seine Gedichtsammlungen von 1952 beziehungsweise 1955 Verse für Unglück und Glück und In Stille getaucht riefen geradezu eine « querelle des anciens et des modernes » hervor, einen Literaturstreit zwischen den Befürwortern der alten und denen einer neuen, moderneren Richtung, der die Gesellschaft der Schriftsteller Mazedoniens in zwei Lager spaltete.
Als ausgebildeter Philosoph, aber ausschliesslich Dichter von Beruf, blieb Aco Šopov seinen Ideen immer treu und schuf so seine eigene literarische Laufbahn, ohne deshalb gleich regimekritisch zu agieren. « Die allergrösste Schwierigkeit und die höchste moralische Verantwortung des Dichters ist es, », erklärte er in einem Interview, « die richtigen Worte für Inhalte und Ideen zu finden, damit er sie unverfälscht und unnachahmbar ausdrücken kann. Wenn ihm dies nicht gelingt, ent-äussert sich das Gedicht und das Wort wird zur Lüge. »
Seit seiner ersten Gedichtsammlung Gedichte, 1944, am Ende des 2. Weltkriegs veröffentlicht und gleichzeitig das allererste Buch in mazedonischer Sprache, bis zu seinem letzten, Baum auf dem Hügel, 1980, zwei Jahre vor seinem Tod publiziert, legte Aco Šopov nicht nur die Grundlagen für, sondern errichtete auch eine entschieden moderne Dichtung. Diese, im heimischen Boden wurzelnd, errichtete er in der einzigen Absicht sie in das Kataster der Welt, die Weltliteratur einzuschreiben. In Aco Šopovs Werk vereinen sich gleichzeitig das Leben des Dichters, das Los seines Landes und das gemeinsame Schicksal der Menschheit in einer einzigen persönlichen und intimen Erfahrung.
Zu seinen Lebzeiten veröffentlichte Aco Šopov nicht nur zwölf Gedichtsammlungen, sondern auch acht Bände mit ausgewählten Gedichten auf Mazedonisch und zehn weitere mit fremdsprachigen Gedichten. Diese Bände wachsen seit 1982 stetig weiter an (siehe vollständige Bibliographie).
1967 war Aco Šopov eines der Gründungsmitglieder der Mazedonischen Akademie für Wissenschaften und Künste. Drei Jahre später erhält er mit AVNOJ die höchste Auszeichnung Jugoslawiens in den Wissenschaften und Künsten.
Nach langen Jahren im Journalismus und in der Editionsarbeit wurde Aco Šopov 1971 zum Botschafter Jugoslawiens im Senegal ernannt.
Die freundschaftliche Verbundenheit zu dessen Dichter-Presidenten Léopold Sedar Senghor veranlasste ihn eine bedeutende Anzahl der Gedichte Senghors ins Mazedonische zu übersetzen. 1975 wurde Senghor die Goldene Krone der Abende der Poesie Strugas zugeteilt.
Aufenthalt im Senegal inspirierte ihn zu Gedicht an die schwarze Frau, ein Gedichtband, für den er 1976 den Preis der Gebrüder Miladinovi während der Abende der Poesie Strugas erhielt. Dies ist die höchste Auszeichnung des internationalen Literaturfestivals, das jedes Jahr im Süden Mazedoniens stattfindet und das 1961 von Aco Šopov mit anderen mazedonischen Schriftstellern gegründet worden war.
Wieder zurück in seinem Land wurde Aco Šopov 1975 von Mazedonien zum Präsidenten der Kommission für kulturelle Beziehungen mit dem Ausland ernannt. Doch keine drei Jahre später veranlasste ihn seine Krankheit, die er schon in seinen Gedichten vorausgeahnt hatte, sich aus dem aktiven Leben zu verabschieden.
Er war Vater von Vladimir, (1948 – 2000), entsprungen aus der Verbindung mit Blagorodna und zu früh verstorben sowie Jasmina,(1960), entsprungen aus der Verbindung mit Svetlana. Gegen Ende seines Lebens hatte Aco Šopov das Glück die Geburt von Aleksandar und Leonardo, zwei seiner vier Enkelkinder, mitzuerleben. Doch Mila und den zweiten Aleksandar lernte er leider nicht mehr kennen. Nach langer Krankheit verstarb Aco Šopov am 20. April in Skopje
Die Fotos – mit Ausnahme der Karikatur, die der Schriftstellervereinigung Mazedoniens gehört – können unter folgender Kennzeichnung heruntergeladen und reproduziert werden: © Aco Šopov – Poesis