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See beim Kloster

Schwarze Krieger, weiße Reiterscharen,
Gestalten von Heiligen- auf dem Wandbild Barbaren.

Woge auf Woge. Ross an Ross. Ein Mohr die Peitsche schwingt.
Am Ufer blieb eine Jungfrau. Das Ufer versinkt.

Steht eine Jungfrau auf schwankem Gestade
Die Sonne flammt hell auf dem Speer der Ballade.

Wind ist der Reiter im Geschwader der Winde,
Gleichaltrig sind wir, zweier Welten Zwillingskinder.

Im Herzen der Freske entspringt eine Quelle,
Meine Kehle aus Sonne, meine Augen Blitzbündel, helle.

Steht eine Jungfrau auf schwankem Gestade
Die Sonne erlischt auf dem Speer der Ballade.

Wo ist es hin, das Wort, das so machtvoll verlangt
Hell aufzuklingen in dir mit Goldmünzenklang?

Die Quelle kehrt wieder in die Wandbilder ein
Mit ihr auch das Wort und der Strahl vom Gestein.

Klosterkirche am Ufer

Weiße Reitpferde, schwarze Krieger,
Gesichter von Heiligen — rauhe Sieger.

Woge auf Woge, Roß an Roß. Ein Mohr die Peitsche schwingt.
Am Ufer steht eine Jungfrau. Das Ufer versinkt.

Steht eine Jungfrau auf schwankem Gestade,
Die Sonne flammt hell auf dem Speer der Ballade.

Wind der Reiter, Reitpferde die Winde,
Geschwister des Wassers, zweier Welten Zwillingskinder.

Im Herzen der Fresken entspringt eine Quelle,
Meine Kehle ist Sonne, meine Augen Lichtbündel, helle.

Steht eine Jungfrau auf schwankem Gestade,
Die Sonne erlischt auf dem Speer der Ballade.

Wo ist es, das Wort, das übermächtig verlangt,
Hell in dir zu erklingen mit Goldmünzenklang?

Die Quelle kehrt heim, in die Wandbilder ein,
Verstummt ist das Wort, erloschen der Schein.

Aco Šopov, Der aus der Asche weissagt (Гледач во пепелта), 1970
Das mazedonische Original wurde erstmals veröffentlicht in Goldener Kreis der Zeit (Златен круг на времето), 1969

Das Gedicht unter dem Titel „See beim Kloster“ wurde in Schwarze Sonne (2012), veröffentlicht. Diese Version stammt aus einem Typoskript, das in den Archiven von Aco Šopov gefunden wurde. Zuvor wurde es in Literatur und Kritik, 39, Oktober 1969, s. 523, unter dem Titel „Klosterkirche am Ufer“ veröffentlicht.

Beide Versionen sind übersetzungen aus dem Makedonischen von Ina Jun-Broda