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Noch einmal schwarze Sonne
Aus welchem erdichteten Reich, aus welchen prunkvollen Mauern,
der Gruft, die dich abends heranzieht und morgens vertreibt,
kommst du, schwarze Sonne, mit schwarzen Regenschauern,
letzte Drohung einer Welt, mit tödlichem Grabesgeläut?
Was ist dies für ein Märchenland, wo brausende Winde sich wiegen,
aus dem ein dreiköpfig Gespenst dreifältig mörderisch bleckt?
Ruchloses Gelände ohne Wasserscheide, drin trockene Wasser versiegen
und ein Häufchen Schwarzerde knapp eines Menschen Fußbreit bedeckt?
Raubtier reißt Raubtier, es peitschen einander die Weiden,
Baum kämpft gegen Baum, würgend sich Wurzeln verschlingen.
Mit feurigen Schweifen Kometen den Himmel zerschneiden,
Himmel und Erde kämpfen, Tote mit Lebenden ringen.
Was ist dies für ein erfundenes Reich, dem wir unsern Namen gaben,
der aus Höhen und Abgründen und herunter von allen Mauern schreit?
Schwarze Sonne, gleich schwarz zur Winter – und Sommerzeit,
hier liegen wir beide, von fallenden Sonnenblättern begraben.
Aco Šopov, Der aus der Asche weissagt (Гледач во пепелта), 1970
Gedicht übersetzt aus dem Makedonischen von Ina Jun-Broda, Schwarze Sonne, 2012