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Das Lied und die Jahre
Deine Jahre, meine Jahre –
zwei Ufer,
zwei Steine,
zwei unwirkliche Welten.
Deine Jahre und meine Jahre –
Deine Jahre in meinen Qualen,
Meine Jahre in deinem Herzen.
Sei gesegnet, du ungeahntes Lied,
du gleichst uns an in Weisheit,
du gleichst uns aus an Jahren,
Sei gesegnet, Unwirklichkeit der Zeit,
die das Altern nicht kennt.
Deine Jahre, meine Jahre –
unsere Jahre.
Schritt für Schritt,
Qual um Qual gehst du
durch meine Jahre.
Schritt für Schritt,
Qual um Qual geh ich
durch deine Jahre,
ohne Atempause, ohne Ende.
Du bist in meinem Nichtsein,
ich in der Verschwörung deiner Träume.
Sei gesegnet, Zeit,
die du dich nicht wandelst,
wir bringen dir die Gaben unsrer Augen dar,
gestern waren sie aus Erde,
heute sind sie aus Himmel,
morgen aus Erde und Himmel.
Sei gesegnet, du ungeahntes Lied,
das uns angleicht in Weisheit,
das uns ausgleicht an Jahren.
Deine Jahre, meine Jahre –
zwei Ufer,
zwei Steine,
zwei unwirkliche Welten.
Aco Šopov, Unwirklichkeit (Небиднина), 1963
Gedicht übersetzt aus dem Makedonischen von Ina Jun-Broda, Schwarze Sonne, 2012
Das mazedonische Original wurde erstmals veröffentlicht in Sovremenost, XIII, 4, 1963