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Goldener Kreis der Zeit

Altertümlicher Stern, Gestirn der Propheten und Wunder,
zersprüh in Verse, versinke in schwärzeste Nacht.
Seit Urzeiten brennt schon im Blut dieses tolle Licht wie Zunder
und eine unsichtbare Flamme, ohne Namen und Zeichen entfacht.

Du Sternengespenst, von eiskaltem Grauen umwittert,
geh unter mit deinen Orakeln, mit deinen Mythen verschwinde!
Unter diesem Baumstamm aus Worten, in uralten Rinden verwittert,
brennt ein furchtbares Feuer, von hungrigen Wurzeln entzündet.

Wer bist du, bedeckt von staubigen Narben vergangener Tage,
von Zeiten, die längst und auf immer verflossen,
daβ du, statt des Verzweifelten Elend im Antlitz zu tragen,
ein hartes Gesetz trägst für dich und deine Stammesgenossen?

Sprich mit dem Schrei des Schweigens, rede mit stummer Gebärde,
gebannt in deine Sprache mit übermächtigem Knebel,
unnützer Krieger, die Augen gefüllt mir Erde,
sprüh auf im goldenen Kreis und verlisch dann siegreich im Nebel!

Uraltes Gestirn, Stern der Propheten und der Mirakel,
verglüh in Verse, tauch unter ins tiefste Wort,
so lange wie Wahnsinn noch brennt im Blut diese Fackel,
das unterirdische Feuer, das weiterbrennt fort und fort.

Aco Šopov, Der aus der Asche weissagt (Гледач во пепелта), 1970
Gedicht übersetzt aus dem Makedonischen von Ina Jun-Broda, Schwarze Sonne, 2012
Das mazedonische Original dieses Gedichts wurde ursprünglich in Sovremenost (XV, 6, 1965), und dann in Goldener Kreis der Zeit (1969) veröffentlicht.