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Der aus der Asche weissagt

Verlösche im Feuer, Lied, das du selber entzündet,
Das Wort zersplittert, geht unter in Staub und Geröll.
Der du in die Asche starrst – hast du das uralte Drama ergründet,
das heraufsteigt vom Grund aus diesem finsteren Quell?

Lied, ich riβ dich vom Schnabel des Vogels, der mir kreist in den Venen,
aus dem geröteten Himmel des Bluts, das in mir entzündet,
aus den Fernleitungen zweier Welten, die nie sich versöhnen,
dem Wechsel von Aufgang und Untergang, den keiner ergründet.

Vom Zorn der Ikone der unbegreiflichen, hab ich dich gerettet,
Vom Blitz der sich bohrt in den Stein herab von des Kriegers Speer,
Vom Schlaf, dessen Träume immer wieder verlocken und ketten,
Geboren von Neuem, nachdem sie erloschen in ewiger Wiederkehr.

Jetzt sind wir zwei Welten, zwei feindliche Lager, zwei Krieger,
Kampf ohne Ausweg, Klinge gegen Klinge, Macht gegen Macht.
Wer ist Besiegter, wer mit aufbrechender Wunde wird Sieger?
Lied, erlösche im Feuer, das du selber entfacht!

Aco Šopov, Der aus der Asche weissagt (Гледач во пепелта), 1970
Gedicht übersetzt aus dem Makedonischen von Ina Jun-Broda, Schwarze Sonne, 2012